Pseudologie –  das zwanghafte Lügen

- Alles Lügen oder was? –

Jeder von uns ist schon mal belogen worden. Und danach haben wir uns nicht gut gefühlt, als wir hinter die Lüge gekommen sind.

Doch es gibt Menschen, die lügen ganz bewusst!

Sie denken, das kann doch nicht wahr sein! Doch, denn manche Menschen lügen bewusst, um sich in ein besseres Licht zu rücken. Andere verschaffen sich damit gezielt Vorteile. Mitunter wird das Schwindeln zum krankhaften Zwang. Betroffenen droht die Isolation.

Man nennt dies Pseudologie und stammt vom Altgriechischen „pseudos“ = „falsch“ und -logie. Der Begriff beschreibt in der Psychiatrie das krankhafte Verlangen, zu lügen.

Um ihre Mitmenschen zu täuschen, zu manipulieren und sie für ihre Zwecke einzuspannen, lügen Pseudologen ganz freizügig und schamlos. Aber auch ihr übertriebenes Geltungsbedürfnis kann sie dazu verleiten, nicht immer ganz bei der Wahrheit zu bleiben, sondern den Tatsachen ein paar vorteilhafte Kleinigkeiten hinzuzudichten. Durch dieses krankhafte Lügen formen sie ihre eigene Wirklichkeit, mit der sie andere blenden und beeindrucken wollen.

Von krankhaftem Verhalten spricht man in der Regel dann, wenn jemand so massiv schwindelt, dass er sich oder anderen dadurch schadet. Der Übergang vom normalen zum krankhaften Lügen ist allerdings oftmals fließend. Auch die Motive sind dabei die gleichen: Egal ob jemand einfach im Alltag viel lügt oder es Teil einer Persönlichkeitsstörung ist – wie bei fast allen extremen Lügnern. Bei den einen steckt das unbewusste Bedürfnis sich aufzuwerten dahinter. Die anderen setzen Lügen ganz bewusst ein, um sich Vorteile zu verschaffen. Ihnen mangelt es schlichtweg an Unrechtsbewusstsein und Sozialkompetenz.

Jeder lügt hin und wieder. Aber es gibt auch Menschen, die gar nicht anders können als Geschichten aufzutischen, die nicht stimmen. Sie tun alles dafür, um ihre Version aufrecht zu erhalten. Und dabei ist es ihnen egal, ob sie anderen Schaden zufügen, im Gegenteil oftmals ist dies auch so gewollt, damit sie sich ins rechte Licht rücken können und andere damit diffamieren. Die Betroffenen geraten dadurch in die Isolation. Den Lügnern geht es nicht um die Lüge. Ihnen geht es darum, andere zu beherrschen und sie durch ihre Lügen klein zu machen.

Betroffene fällt es oftmals gar nicht auf, weil der Prozess oft schleichend ist. Hier eine kleine Lüge, dort eine Schwindelei. Nach einigen Monaten ist daraus ein dichtes Netz geworden, bei dem die Opfer nicht mehr unterscheiden können, was stimmt und was nicht. Hier läuft etwas in die ganz falsche Richtung. Doch die außenstehenden Menschen merken gar nicht, was sich abspielt und glauben den Lügen der Pseudologen. Unbewusst helfen diese außenstehenden Menschen (Freunde, Bekannte) dem Pseudologen dabei, die Betroffenen klein zu machen, Geschichten über sie zu erzählen und sie somit am Ende zu isolieren. Keiner will mehr mit den Betroffenen was zu tun haben.

Der Grund für die zwanghafte Hochstapelei ist meist eine narzisstische Persönlichkeitsstörung „Pseudologen fliehen aus einer Wirklichkeit, mit der sie nicht fertig werden“. Viele litten an traumatischen Kindheitserfahrungen. Auch um das Selbstwertgefühl zu erhöhen, diene ihnen die Lüge. Die Betroffenen machen sich selbst und anderen etwas vor. Die Pseudologia phantastica, wie sie auch genannt wird, ist bislang wenig erforscht.

Für krankhaftes Lügen gibt es vor allem zwei Ursachen: mangelndes Selbstwertgefühl oder eine Persönlichkeitsstörung. Bei einem geringen Selbstwertgefühl lügt die Person, weil sie besser dastehen will.

Auch die Motive sind dabei die gleichen: Egal ob jemand einfach im Alltag viel lügt oder es Teil einer Persönlichkeitsstörung ist – wie bei fast allen extremen Lügnern. Bei den einen steckt das unbewusste Bedürfnis sich aufzuwerten dahinter. Die anderen setzen Lügen ganz bewusst ein, um sich Vorteile zu verschaffen.

Narzissten empfinden eine Lüge durchaus nicht als etwas Unanständiges. Da diese einen ausgesprochenen Mangel an Empathie besitzen und ihr Gewissen weniger durch einen Wahrheits- und Gerechtigkeitssinn belastet wird, können Tatsachen so hingestellt werden, wie sie es gerne sehen möchten.  Auch nehmen sie dabei keine Rücksicht auf andere Menschen.

Narzissten können ihre Lügen aber so überzeugend vermitteln, dass nicht einmal ansatzweise Zweifel an ihren Worten aufkommen. Da Narzissten durch ihre vielseitige Überzeugung auch mit Hilfe von rhetorischen Mittel es ihnen immer wieder gelingt, ihr krankhaftes Lügen brillant zu verpacken, so dass niemand ihre Erzählungen in Frage stellen oder es wagen, bei manchen Erzählungen nachzufragen, schleicht sich im Laufe der Zeit ein schon fast gewohnheitsmäßiger Umgang mit der Lüge ein.

Der Narzisst findet sich somit genial, weil niemand seinen Lügen auf die Schliche kommt. Im Gegenteil: viele Menschen glauben, dass was er erzählt. Er brilliert mit seinem krankhaften Lügen also doppelt: in seinem Erfindungsreichtum und in seiner Listigkeit. Sollte jedoch doch einmal jemand versuchen, ihn einer Lüge zu überführen, wird der Narzisst diesen Einwand auf eine arrogante Weise übergehen und weitere Lügen als Bestätigung seiner Wahrheit hinzufügen. Er wird neue Fakten bringen, die nicht belegt werden können und die in der Regel allesamt aus dem Hut gezaubert bzw. falsch wiedergegeben werden. Oder er wird die genannten Gegenargumente bzw. Beweise als unzuverlässig bezeichnen oder den Kritiker selbst als wenig vertrauenswürdig hinstellen, um auf diese Art und Weise wieder Oberwasser zu bekommen und mit dem zwanghaften Lügen fortfahren zu können. Dabei ist er sehr talentiert und überzeugend, anderen die Schuld in die Schuhe zu schieben. Um aber sein unrealistisches Idealbild aufrechterhalten zu können, ist er förmlich dazu gezwungen, krankhaft zu lügen, um die Fakten des Öfteren zu seinen Gunsten zu verändern und die erhoffte Bewunderung zu erhalten.

Krankhaftes Lügen wird in der Psychologie auch als Pseudologie bezeichnet und beschreibt das suchtartige Verhalten, zu lügen und zu übertreiben. Der Begriff geht auf den Schweizer Psychiater Anton Delbrück zurück und wird umgangssprachlich auch als „Münchhausen-Syndrom“ bezeichnet. Diese Form der Wirklichkeitsentfremdung hat nichts mit Wahnvorstellungen, Halluzinationen oder Schizophrenie zu tun. Im Vordergrund stehen hierbei die überzogene Selbstdarstellung und das gesteigerte Geltungsbedürfnis. Es werden Geschichten erzählt, die zwar durchaus einen wahren Kern beinhalten, aber immer weiter ausgestaltet werden und eine gewisse Eigendynamik bekommen. Dabei kann sich der Pseudologe so sehr in sein Lügengebilde hineinversetzen, dass er irgendwann anfängt, die erfundenen Ereignisse selbst zu glauben. Der Lügner hat meist eine ausgeprägte schauspielerische Fertigkeit, überdurchschnittliche verbale Fähigkeiten sowie ein charismatisches und gewinnendes Auftreten. Solche Personen bedienen sich des krankhaften Lügens nicht aus einer Not heraus, sondern es geht nur darum, sich vor einem gutgläubigen Publikum übertrieben in Szene zu setzen und große Aufmerksamkeit zu erzielen.

Doch einen Narzissten der Lüge zu bezichtigen, ist ein sehr schweres Unterfangen. Zum einen trägt er seine unwahren Geschichten so überzeugend vor, dass man zunächst gar kein zwanghaftes Lügen erkennen kann und ihm sehr lange glaubt und auch vertraut. Zum anderen braucht man beim Verdacht auf eine Lüge eindeutige Beweise. Doch oftmals kann man solche Beweise gar nicht erbringen, denn der Narzisst lügt so, dass auch das Umfeld diesem glaubt und man als Betroffener bereits in der Isolation steckt.

Silvia Exner

 

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