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Ein guter Ratschlag

Ein guter Ratschlag kann auch ein Schlag ins Gesicht sein!

Jeder von uns hat schon mal von ihm gehört, man hat ein Problem und ist verzweifelt, und dann kommt jemand mit den oft, gern und meist ungebeten erteilten Ratschlägen, man sollte es doch nicht so ernst nehmen und am besten man legt sich ein dickes Fell zu. Oder aber man bekommt die persönlichen Lebensentscheidungen des Ratgebers zu hören. Nicht selten erweisen sich diese jedoch als wenig hilfreich. Was für den einen gut ist, muss es nämlich nicht zwingend für den anderen sein.

Ungefragte Ratschläge müssen nicht böse gemeint sein, können jedoch in manchen Situationen als Grenzüberschreitung empfunden werden. Denn die Bedeutsamkeit der eigenen Meinung für Andere wird im Allgemeinen weit überschätzt.

Einfach nur präsent zu sein, das ist meist das größte Geschenk, das wir einem Menschen machen können. Einfach nur zuhören.

 

Was hat es mit diesem Drang auf sich, ständig seine Meinung zu äußern und dann auch noch Ratschläge zu erteilen?

Man kann gut beobachten, dass dieser Drang nur vom eigenen EGO kommt, das unbedingt wichtig sein will. Wenn so jemand einen Rat erteilt, dann erfüllt er/sie sich das Bedürfnis nach Wirksamkeit, nach Gehört werden, nach Bedeutsamkeit. Sie brauchen es für sich selbst, ihre Aufmerksamkeit spazieren zu führen.

 

Doch wie kann ich sinnvoll jemanden einen Rat geben?

Wichtig ist, dass man die Person fragt, ob er einen Rat oder eine Empfehlung möchte. Dann ist der andere darauf vorbereitet und weiß, dass er jetzt einen Rat zu hören bekommt. Aber er kann auch ablehnen und Nein sagen.

Doch manche Menschen können mit den gemeint guten Ratschlägen nichts anfangen. Vielleicht sind sie noch nicht so weit in ihrer Weiterentwicklung. Sie brauchen noch Zeit. Da ist es wichtig, dass man dabei berücksichtigen sollte, dass jeder Mensch das Recht auf seine eigene Entwicklungsgeschwindigkeit hat.

 

Ein guter Ratgeber muss keine Lösung parat haben. Er sollte zuhören können, nachfragen und neue Perspektiven anbieten, ohne seine Meinung aufzudrängen.

Wenn wir trotzdem an einen verständnislosen Ratgeber gelangen: Wie wäre es, wenn wir es normalisieren, uns einfach auch mal umzudrehen, nämlich dann, wenn wir uns unwohl fühlen. Wir wollen keine Ratschläge hören, bei dem unser Gegenüber die eigene Unsensibilität zu unserem Problem machen will. Indem man versucht, uns per Zuschreibungen wie „So schlimm ist das doch gar nicht“ oder „Das geht schon wieder vorbei“. Ganz schlimm ist die Zuschreibung: „Das habe ich auch schon erlebt und habe es überlebt“. Man will uns sozusagen Verantwortungsbällchen zuspielen. Wie wäre es aber, wenn wir diese Bällchen einfach abschmettern und nicht annehmen. Sondern stattdessen Sensibilität und Verständnis für uns einfordern, wo wir sie gerade so dringend brauchen.

Vielleicht sollten wir den Anspruch erheben, uns mit Menschen zu umgeben, die uns guttun, in deren Umgebung wir uns aufhalten können, ohne ungebetene Ratschläge zu erhalten. Wo Sensibilität und Verständnis geschätzt und anerkannt werden.

Klar ist auch: Wir haben leider nicht immer die Wahl. Wir können nicht alle Situationen im Leben vermeiden, in denen wir so unsensiblen Menschen begegnen, die uns mit permanenten Ratschlägen eindecken wollen.

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